Red River Lane & Co

Hier alles Weitere. Das klingt abwertend, ist aber nicht so gemeint. Alles, was ich schreibe, ist wichtig. Das klingt überheblich, ist aber nicht so gem… Hey, nicht weglaufen! Bitte weiterlesen:

Horror-Anthologie RED RIVER LANE 1 und 2

Mein Beitrag zur Horror-Kurzgeschichten-Anthologie „Red River Lane“, die pünktlich zu Halloween durch die Bücherregale gruseln wird. Einen Teaser gibt’s hier:

https://redriverlane.jimdosite.com/red-river-lane/

Und vorbestellen kann man das gute Stück auf der Seite unserer werten Herausgeberin, Jennifer Ebbinghaus:

https://www.writedownastory.de/produktseite/red-river-lane-halloween-anthologie

Das Ganze ist eine Kooperation von 10 Autor*innen und die Geschichten spielen allesamt in der gleichen geheimnisvollen Straße in derselben schicksalsträchtigen Halloweennacht. Gar garstig wird’s und noch dazu kann man mit jedem Kauf was grauenhaft Gutes tun: Der Gewinn geht nämlich samt und sonders an DKMS (auch wegen „Blut“ und so, verstehen Sie?). Die Dinger gehen bereits in der Vorbestellung weg wie die warmen Semmeln, also nix wie los!

Das Ganze hat dann 2022 auch den Selfpublisher-Preis gewonnen. Da haben wir uns gefreut! Und bei so positiver Resonanz 2023 den zweiten Teil nachgelegt.

Bei Red River Lane: Slate war ich wieder mit von der Partie und durfte eine weitere Geschichte beisteuern. Hat mal wieder großen Spaß gemacht und einmal mehr kommt der Gewinn DKMS zugute.

Mein Beitrag zum BOD „Book Date“ 2020 (Langfassung)

Mit einem respektvollen Kopfnicken an die ernstzunehmendste Metalband der Welt gab ich ihr insgeheim den mächtigen Titel:

Return of the Warlord

Es gab schlimmere Arten, seinen Lebensabend zu verbringen.

                Sie mochten es ursprünglich als Strafe gedacht haben, dieses Exil, in das sie ihn verbannt hatten – natürlich hatten sie das, närrische Einfaltspinsel, die sie waren –, als Strafe und als Demütigung und als finaler Schlag ins Gesicht. Als Folter, womöglich. Ein Schicksal schlimmer als der Tod, eine schiere Ewigkeit in völliger Passivität, gänzlich ausgeklammert von der Welt um ihn herum. Wenn man die eindrucksvolle Biografie betrachtete, die er selbst in so unzählig vielen Jahren in Blut und Tränen geschrieben hatte, leuchtete diese Sichtweise ein.

                Ja, es mochte niederträchtig wirken, ihn auf dieses unwürdige Dasein unter Hausarrest zu reduzieren. Wachen, Nahrungsaufnahme, Dösen, Nahrungsaufnahme, Schlaf – und wieder von vorn. Neutrale Beobachter würden sein Leben, sein Dahinvegetieren, mit großer Sicherheit als zermürbend langweilig, geistig anspruchslos und weitestgehend sinnbefreit ansehen. Da war kein Ziel, auf das er hinsteuerte. Keine Siege und großen Eroberungen mehr am Horizont, die seinen gewaltigen Hunger nach Macht, Einfluss und Dominanz stillen würden. Nicht, dass sie das jemals gekonnt hätten, als er noch der war, als der er geboren wurde. Sein Hunger war stets unstillbar gewesen, hatte nur temporär befriedigt werden können.

                Und er war immer noch da, stellte er fest, während er nun so auf weichen Polstern in der Sonne lag und sich die milde Sommerluft um die Nase wehen ließ. Vögel zwitscherten. Insekten summten und lenkten für kurze Augenblicke seine Aufmerksamkeit auf sich. Ja, der Hunger war noch da. Er hatte sich lediglich verändert.

                Er gähnte, streckte sich fahrig und sah mit halb geöffneten Augen zum Himmel auf. Lediglich eine einzelne Sonne brannte dort oben, eine gleißende Scheibe auf einem tiefblauen Himmel, die er zwar zu schätzen gelernt hatte, die aber ansonsten nur geringe Gemeinsamkeiten mit den Gestirnen seiner letzten Heimat aufwies. Als er an die grausamen Doppelsonnen dachte, die sein bescheidenes Zuhause jeden überlangen Tag mit ursprünglicher, indifferenter Grausamkeit versengt hatten, gab er einen unwilligen Laut von sich. Halb sehnsüchtig, halb froh darum, die lebensfeindlichen Bedingungen dieser Welt hinter sich gelassen zu haben.

                Die Urheber des Gerichtsurteils, das ihn hierher verbannt hatte, hätten sicherlich gestaunt, wenn sie sich die Mühe gemacht hätten, ab und an in seinen Kopf zu schauen. Manchmal fragte er sich, ob sie wirklich dachten, sie seien ihn endgültig und für alle Zeiten los. Ob sie wirklich glaubten, sie könnten ihn einfach auf diesen rückständigen Erdklumpen verbannen, ihn in diesem pummeligen Körper einsperren und erwarten, er sei keine Bedrohung mehr für sie.

                Dabei gefiel es ihm hier tatsächlich, wie gesagt. Diese müßiggängerische Existenz unter lächerlichen Wesen, die seiner Intelligenz nicht gewachsen waren und seine eigene Natur nicht ansatzweise ergründen konnten, hatte etwas Reizvolles.

                Als das charakteristische Geräusch der sich öffnenden Kühlschranktür an sein Ohr drang, wurde er hellhörig. Mit einem Murren setzte er sich auf, sprang von seiner Sitzgelegenheit und rannte ins Haus.

                Der dümmlich schauende Mensch redete in seiner hohen, kindischen Stimmlage auf ihn ein, richtete primitive Worte in einer grotesken Zunge an ihn, deren Bedeutung ihn wenig scherte. Er las die Emotionen und Gedanken dieser zweibeinigen Kreatur wie einen sauber formulierten Frontbericht. Er stellte die Ohren auf, setzte sich auf seine Hinterläufe und legte den Kopf schief, um sein unbedarftes Herrchen mit großen orangefarbenen Augen anzuschauen – orangefarbenen Augen, die das einzige körperliche Merkmal waren, das noch von seiner alten Form zeugte.

                Das Futter im Napf vor ihm war frisch und roch wohlschmeckend. Der Nahrung auf Gelbasis, die er in seinen alten, großen, kriegerischen Zeiten vornehmlich zu sich genommen hatte, bei Weitem überlegen. Zufrieden gab er ein kleines Seufzen von sich und steckte seine Nase in den Napf.

                Während der gurrende Mensch ihm den Nacken kraulte und er sich gierig grunzend das Fleisch einverleibte, war er einmal mehr überzeugt, dass er es wahrlich schlechter hätte treffen können.

                Sie hätten ihn in einen Hund sperren können. Keine zehn Grrzkars hätten ihn dazu gebracht, sein Geschäft außerhalb des Hauses zu verrichten wie ein N‘zuk!

                Ja, es gab schlimmere Arten, seinen Lebensabend zu verbringen.

                Aber das musste ja nicht heißen, dass er sich keine bessere Art vorstellen konnte.

                Er würde zurückkehren. Er würde sich rächen.

                Beides jedoch hatte noch bis nach dem Abendbrot Zeit. 

Oh ja, dieses Bild gab’s dazu, weil musste man machen. Und noch ein nettes Gimmick hatten die guten Damen und Herren bei BOD sich ausgedacht: Es durften nur 2500 Zeichen sein (inklusive Leerzeichen). Die Kurzfassung spare ich mir an dieser Stelle aber. Werde den Platz sicher bald brauchen. Weil bei strato bezahlt man eine Webseite per Zeile! Weiß jeder.